Coaching oder doch Psychotherapie?

Coaching oder doch Psychotherapie?

Immer wieder bemerke ich als Therapeut, dass eine gewisse Unsicherheit oder Unwissen zwischen Coaching also Beratung und einer Psychotherapie welche zur Linderung oder Heilung eines krankhaften seelisch-mentalen Zustandes eingesetzt ist, besteht.

Umso öfter hab ich Online leider schon beobachtet, dass vor allem in der spirituellen Coaching Szene die eigenen Grenzen nicht adäquat wahrgenommen oder bewusst ignoriert werden. Ich möchte dir heute einen kurzen Einblick geben, wann du im Coaching und wann du in einer Psychotherapie besser aufgehoben bist.

Natürlich ersetzt dieser Beitrag keine professionelle Behandlung. Sehe ihn mehr als kleine Orientierungshilfe für dich an, sozusagen als Hilfe zur Selbsthilfe.

Was ist Was…?

Coaching/ Psychologische Beratung ist anzusehen als eine Art Training mit einem Trainer (deinem Coach), welcher dir hilft, deine mentalen/emotionalen Prozesse zu optimieren. Er ist wie ein guter Freund, der dir hilft, eine gute Lösung für eine ggf. aktuelle Herausforderung zu finden.

Coaching kann im privaten Rahmen stattfinden, um z. B. Stress abzubauen, allgemein positiver zu denken oder dir dabei ganz allgemein helfen, dich selbst besser zu verstehen. Vor allem im Rahmen eines Achtsamkeitstrainings kann das sehr wirkungsvoll sein. Er kann dir aber auch dabei helfen, mit belastenden Situationen besser umzugehen und deine Ressourcen sinn – und zielvoller einzusetzen. Das geht dann schon in die Richtung psychologische/Psychosoziale Beratung.

Natürlich kann ein Coaching auch im beruflichen Rahmen stattfinden. Vor allem im Bereich Unternehmensführung, Mitarbeiterführung oder Kommunikation ist dies mit einem guten Coach sehr sinnvoll.

Du merkst also; alles, was dich unterstützt, dir hilft, mit Situationen besser umgehen zu können und deine Lebensqualität zu verbessern, vielleicht auch deinen Purpes also deine Leidenschaft zu finden / Selbstfindung ; ist eine Beratung, also Coaching.

Psychotherapie hingegen wendet sich an Menschen, welche in einer ernsthaften Lebenskrise feststecken und dort alleine nicht mehr herauskommen. Gekennzeichnet sind diese durch multiple Symptome, welche so gravierend sind, dass die Patienten ihr Leben nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr führen können. Ein großer Hauptunterschied zwischen Coaching und Psychotherapie besteht darin, dass in der Psychotherapie eine fundierte, intensive Anamnese und Diagnostik nach dem ICD – 10 gemacht wird und meistens Psychopharmaka unterstützend eingesetzt werden.

Die Patienten haben also mit vernichtenden seelischen Krisen zu kämpfen, welche durch das ICD – 10 klassifiziert sind. So sprechen wir hier nicht nur von ein bisschen Stress oder Probleme mit der Entscheidungs – oder Selbstfindung, sondern von z. B. Angststörungen, Depressionen oder Somatoformen (Schmerz)Störungen.

Aus diesem Grund darf in Deutschland auch nicht jeder Psychotherapie durchführen. Genau genommen dürfen das genau drei Berufsgruppen: Ärzte mit psychotherapeutischer Fortbildung, approbierte Psychotherapeuten nach dem Psychotherapeutengesetz und Heilpraktiker nach dem Heilpraktikergesetz.

Coaching darf in Deutschland jeder anbieten. Dafür brauchst du auch keine staatliche Ausübungserlaubnis. Deshalb ist es wichtig, dass du dir ein genaues Bild von deinem Coach machst, bevor du dich ihm/ihr anvertraust. Zertifikate sind leider auch mit Vorsicht zu genießen, da diese zumeist von privaten Anbietern stammen und damit keine einheitliche Regelung oder Anspruch auf professionellen Inhalt haben.

Deshalb hier ein kurzer Leitfaden für dich, an dem du seriöse Coaches ernennen kannst:

  • Er diagnostiziert oder behandelt keine krankhaften Zustände, wie Panikattacken oder Erschöpfungssymptome
  • Er kennt seine Grenzen und überweist dich ggf. an andere Fachleute weiter
  • Er unterstützt dich liebevoll bei deinen persönlichen Herausforderungen
  • Er gibt dir Werkzeuge an die Hand, um mit schwierigen Situationen besser umgehen zu können.
  • Er steigert mit seinem Coaching dein subjektives Wohlbefinden.

Ausnahmen hierfür ist ein Stresscoaching ergänzend zur Physiotherapie bei akuten Stress Symptomatiken, wie Verspannungen oder Bruxismus.. Als Faustregel gilt aber immer, dass bei starken, vernichtenden Symptome lieber ein Therapeut als ein Coach herangezogen werden sollte. Die Übergänge können wie du merkst fließend sein.

Vor allem aber, wenn du merkst, dass trotz aller Selbsthilfe Leitfäden und Coaching Tools dein Zustand nicht besser wird und du dich einfach nicht gut fühlst und der Situation nicht mehr mächtig bist, solltest du das mit deinem Hausarzt besprechen und gemeinsam die richtige Lösung finden.

Jetzt weißt du Bescheid, wann du im Coaching und wann du in der Psychotherapie richtig aufgehoben bist. Ich bedanke mich für deine Zeit, diesen Beitrag gelesen zu haben und würde mich über ein Feedback von dir sehr freuen!

Bis bald, dein Valentin.

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